Konzept

Binnenwelten – Architektur als Lebensraum

 

„Räume sind nicht, Räume werden gemacht“(1) schrieb der Geographie-Historiker Hans-Dietrich Schultz bereits im Jahr 1997 in Hinsicht auf die Renaissance raumstrategischen Denkens in geopolitischen Diskursen.
Diese Feststellung mag bezogen auf Fragestellungen von Architektur und Städteplanung banal erscheinen, ist es aber mitnichten.
Architektur ist regelmäßig gebaute Utopie und meistens ein dinglich erfassbares Spiegelbild konkreter gesellschaftlicher Verhältnisse.
Sie gibt Auskunft über Wertvorstellungen, Bedürfnisse und Missstände.
Moden und Trends kommen und gehen; Architektur bleibt – sei es als Baudenkmal oder als Ärgernis.
Innerhalb des fotografischen Diskurses in der Emscherregion ist der Frage nach der gebauten Umwelt und ihrer sozialen Nutzung bisher wenig Aufmerksamkeit zuteil geworden.
Dabei ist der Frage nach dem „guten Wohnen für alle“ und nach der gebauten Utopie insbesondere im Ruhrgebiet mit seinen Kriegszerstörungen und Modernisierungsrückständen immer von besonderer Bedeutung gewesen.
Für andere deutsche Industrieregionen gilt Ähnliches.
In den 1960er und 1970er Jahren entstanden Großsiedlungen, die häufig mit besten Absichten und dem theoretischen Überbau der Moderne erbaut, sich in den Folgejahren durch Planungsfehler und politische Fehlentscheidungen zu sozialen Problemzonen entwickelten.
In Folge der steigenden Nachfrage nach Wohnraum in den Großstädten und Ballungszentren erlebt das Konzept der Wohnmaschine seine Wiedergeburt.
Eher in der eigentlichen Bedeutung des Wortes und in Vermeidung früherer Fehler.
Binnenwelten versteht sich als poetisches Unterfangen, der semiotischen Struktur eines utopischen Versuchs mit fotografischen Mitteln nahezukommen.

Wir glauben auch, dass eine fotografische Analyse dazu angetan sein kann, die Gründe für das frühere Scheitern und die Wiederbelebung einer städtebaulichen Utopie offenzulegen und gegebenenfalls einen Beitrag in der öffentlichen Diskussion über die Zukunft der Areale zu leisten.
Im Mittelpunkt des Projektes stehen Bilder der sozialen Nutzung von Architektur und nicht die fotografische Dokumentation von Einzelobjekten und Gebäudeensembles .

(1) Hans-Dietrich Schulz: Zur Genese „Mitteleuropas“ in der deutschen Geographie.
In: Europa Regional, 1997, Heft 5(1), S. 2 – 14

 

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